Mit dem zweitgrössten Bahnhof der Schweiz spielt Bern für den in- und ausländischen Bahnverkehr eine zentrale Rolle. Damit der Bahnhof Bern auch in Zukunft seine Funktion als Drehscheibe erfüllen kann, wird er ausgebaut. Heute stösst er betrieblich und räumlich an seine Grenzen.
Zuschlag für den Bau der «Unterführung Mitte»
Im Rahmen des Projekts «Zukunft Bahnhof Bern» realisieren die Schweizerische Bundesbahn (SBB) und die Regionalbahn Bern-Solothurn (RBS) zwei grosse Teilprojekte:
- Neuer RBS-Bahnhof
Unter den bestehenden Gleisen 2 bis 7 des SBB-Bahnhofs entsteht der neue Tiefbahnhof der RBS. Er wird über vier Gleise verfügen.
- Neue Unterführung mit neuen Zugängen zum SBB-Bahnhof
Die SBB baut zwischen der bisherigen Bahnhofsunterführung und der als «Welle» bekannten Passerelle, die über die Gleise am westlichen Rand des Bahnhofs führt, eine zweite unterirdische Passage, die «Unterführung Mitte». Diese wird den Zugang von der Länggasse und vom Bubenbergplatz ermöglichen. Der Eingang auf dem Bubenbergplatz wird sich künftig im Erdgeschoss des neuen Bubenbergzentrums befinden.
Im Juni 2019 erhielt unsere ARGE unter der Federführung der Walo Bertschinger AG von der SBB den Zuschlag für den Bau der neuen «Unterführung Mitte». Drei Monate später begannen wir mit den Baustelleneinrichtungen.
Mitten im Bahnhofsbetrieb
Die neue Unterführung wird in offenen Baugruben in sieben Etappen quer durch den Bahnhof gebaut. Dabei sind jeweils zwei Gleise und ein Perron gesperrt. Der Betrieb des Bahnhofs wird auf den übrigen Gleisen aufrechterhalten.
Der Zugang zur Baustelle «Unterführung Mitte» erfolgt über einen Schacht nördlich des Bahnhofs sowie durch einen Stollen, der vom Schacht zur Aussenwand des Bahnhofs führt. Die für den Bau der Unterführung erforderlichen Sperrungen von Gleisen und Perrons werden zusätzlich dazu genutzt, in den jeweils gesperrten Abschnitten den Perron und die Werkleitungen komplett zu erneuern. Dieser Teil des «Perronbaus» unserer Baustelle wird mit Hilfe eines Bauzugs vom Installationsplatz Aebimatt aus erschlossen, welcher sich circa einen Kilometer entfernt befindet.
Wie man sich leicht vorstellen kann, ist das Arbeiten mitten in einem in Betrieb stehenden Bahnhof mit einigen Herausforderungen verbunden:
Präzise Terminplanung auf lange Sicht
- Gleissperrungen müssen spätestens drei Monate, besser ein halbes oder ein ganzes Jahr im Voraus beantragt werden. Unser Bauprogramm ist bereits bis April 2023 im Detail mit allen kritischen Terminen geplant.
- Für Fahrten mit dem Bauzug vom Installationsplatz in den Bahnhof oder umgekehrt muss jeweils durch den Zugbegleiter die Freigabe der Strecke bei der Leitstelle des Bahnhofs eingeholt werden. Diese kann je nach Tageszeit und Verkehr auch mal eine Stunde auf sich warten lassen. Aus diesem Grund werden wichtige Arbeiten mit vielen Transporten jeweils in der Nachtpause zwischen 23:30 Uhr und 4:30 Uhr ausgeführt.
- Bautechnisch liegen die Herausforderungen hauptsächlich in der guten Koordination der verschiedenartigsten Arbeitsgattungen. Termine und Arbeitsabläufe müssen zeitlich weit im Voraus und doch so präzise wie möglich geplant werden. Die Qualität der Arbeitsvorbereitung wie die Planung von Personal, Geräten, Materialbestellungen, Logistik etc. und die vorausschauende Absprache mit dem SBB-Betrieb sind entscheidend. Kurzfristige Aktionen sind infolge des Bahnhofbetriebs quasi nicht möglich.
Fahrgäste und Bahnbetrieb haben Vorrang
Für den ordentlichen Betrieb des Bahnhofs sind die Bautätigkeiten natürlich in erster Linie eine Störung und damit mühsam. Der Personenfluss sowie der Bahnbetrieb haben immer Vorrang und dürfen so wenig wie möglich gestört werden. An den Berührungspunkten mit dem Bahnbetrieb sind wir auf eine einwandfreie und zuverlässige Zusammenarbeit mit den unzähligen Fachdiensten der SBB und allen Sicherheitsverantwortlichen im und um den Bahnhof angewiesen.
Arbeiten unter den wachsamen Augen der Öffentlichkeit
Unsere Mitarbeiter im Bahnhof stehen jederzeit im Fokus der Zugpassagiere. Nachlässigkeiten im Umgang mit Sicherheitsvorschriften, das Tragen von nicht vorschriftsgemässer Bekleidung, Defekte an Maschinen, irgendwelche Staubwolken bei Spitzarbeiten, Hektik bei Schwierigkeiten und vieles mehr werden unverzüglich von der Öffentlichkeit registriert und oft auch fotografiert und der SBB gemeldet.
Die Erfolgsfaktoren: Fachwissen, Können und Motivation
Dank der Bereitschaft der ARGE-Partner, der Baustelle ihre besten Leute zur Verfügung zu stellen – vom Bauführer über den Polier bis zum Bauarbeiter – haben wir Ende März 2022 die zweite Etappe fristgerecht und ohne gravierende Unfälle abgeschlossen. Mit folgenden Leistungen hat die Firma WALO bisher zum Bau beigetragen: Ingenieurtiefbau, Rückbau, Gleisbau, Beton Bohren/Trennen, Spezialtiefbau, Untertagbau, Abdichtungen, Gussasphalt, Bodenbeläge, Strassenbau, Hydrodynamik, Werkhof Wimmis, Arbeitssicherheit.
